Textauszüge zu den Multimediainstallationen von Anna Tretter mit Nachleuchtfarben, seit 1995 in Kombination mit Musik von André Werner.

Phosphore, Latitude, Von der Fläche in den Raum, Kammermusik

Für die Raumarbeiten Phosphore (1992), Latitude 48°10’ 12’’ (1994) Von der Fläche in den Raum (1995) und Kammer-Musik (1996) greift Anna Tretter auf phosphoreszierende Nachleuchtfarbe zurück, durch deren Einsatz es ihr auf verblüffend einfache und dennoch überzeugende Weise gelingt, den gegebenen Raum neu zu definieren. Abhängig von der Intensität der Lichteinwirkung beeinflussen die immateriellen Skulpturen auf subtile Art und Weise die Wahrnehmung des Betrachters. Die Wechselwirkung zwischen tatsächlichem Raum, wie er bei eingeschalteten Licht gesehen wird, und den bei Dunkelheit durch die phosphoreszierenden Flächen evozierten Räume zwingen ihn zu ständig neuen Selbstpositionierungen.
Gleichzeitig sensibilisiert sich seine Wahrnehmung durch die sich bei längeren Dunkelphasen langsam erschöpfende Leuchtkraft der Farbe. Einige der Phosphorarbeiten ergänzt die Künstlerin durch Spiegel oder halbdurchlässiges Spiegelglas. Besonders die halbdurchlässigen Spiegel ziehen den Betrachter, tritt er zwischen die Spiegelflächen, in weitere, ineinander verschachtelte Räume von zunehmender Virtualität. In ihrer Un-Dinglichkeit nicht fassbar ist die Grundlage dieser raumbezogenen Installationen Anna Tretters eine streng konstruktive Ausrichtung. <Doch wird diese mehrfach gebrochen: Charakteristisch ist das geistreiche Spiel zwischen Illusion und Wirklichkeit, zwischen Raum und Fläche, zwischen Realität und Imagination.>