Pressetext 2007

Anna Tretters Arbeiten entstehen heute oft im Transit, zwischen den Orten, in einer vielschichtigen, luziden Verflechtung von Eigenem und Fremden. In verschiedenen Medien, auf unterschiedlichen Ebenen reflektieren und verweben sie den Ort oder ein Ereignis in ihrer intensiven Wahrnehmung mit ferneren Bildern und Assoziationen, sind bewegliche und bewegte Kristallisierungen des Unterwegsseins. In ihrer Installation ‚Linie’, die auf einer Reise von Prag nach Dresden auf einem elektronischen Zeichenbrett entstanden ist, wird die Bewegung, die Reise als Passage zwischen Erfahren und Fahren als Video-Loop in den Raum projiziert; der Rhythmus der Zeichnung, das Lineament, die Verdichtungen, Stockungen, werden dann aufgenommen in einem Violin-Performance von Manja Ristic, die die Bewegung der Zeichen-Hand in das Medium der Musik transformiert und damit (auch) einen anderen Raum, Belgrad, mit der aktuellen Situation der Ausstellung in Schwäbisch Hall verknüpft. In einer für die Galerie am Markt entwickelten Installation wird dieser Raum, die reale Gegenwart dessen was darin geschieht, aufgezeichnet und gleichzeitig projiziert und wird dadurch gleichsam zu einem Palimpsest, in dem sich virtuelle und reale Ansichten seiner selbst, des Innen und Außen überlagern und kreuzen: ein reflektorischer und reflexiver Prozess, die die Wahrnehmung des Raums zugleich hinterfragt, zum Klingen bringt, öffnet.

Dorothée Bauerle-Willert