temporal flow

Projekt Kunst / KISS - Kunst im Schloss Untergröningen e.V.

Zweiteilige Videoinstallation, 2001

Video Tempo, Teil 1

Seit im 19. Jahrhundert die Fotografie erfunden wurde leben wir in einem ständig wachsenden Universum der Bilder, das sich durch die Einführung von Fernsehen, Video und CD-ROMs geradezu explosionsartig ausdehnt. Das ungeheure Ausmaß der Bilderflut führte allerdings nicht zu einem vollständigeren Eindruck von der Welt, vielmehr herrschen fragmentarische, unzusammenhängende Visionen vor, deren Verarbeitung es dem menschlichen Auge zunehmend schwerer macht, sich auf einzelne Motive zu konzentrieren, geschweige denn die Fähigkeit zu einer Kunst des Sehens zu entwickeln. Industrialisierung des Sehens nennt Paul Virilio dieses Phänomen einer Anpassung an die Allgegenwart einer mächtigen Wahrnehmungsindustrie und regt an, über eine Art Recht auf Blindheit nachzudenken. Analog zum Lärmschutz sollte die Ausstrahlungsintensität von Bildern eingeschränkt und die optisch Dichte unserer sinnlich wahrnehmbaren Realität begrenzt werden. „Manchmal genügt es, etwas anders zu sehen, um besser zu sehen.“

Katalogtext Susanne Prinz: TempoTranslation

 tempo 1 web
tempo 2 web
Dokumentationsfotos: H.L. Henn
 
 

"Calm down  
what happens  
happens mostly
without you."
Joseph Albers
 
 
"... In einem anderen, der mitunter kabinettartig eingeteilten Räume forderte eine schräg positionierte, halbtransparente Videoleinwand (Anna Tretter: "Tempo") auf, gewissermaßen um um die dort schimmernde, unmerklich bewegte Wasseroberfläche herumzugehen. Ein sich allmählich auf der (Wasser=Bild-) Oberfläche ausbreitendes, gelbes Lineament zog indessen nicht die eigenen Bahnen grafisch nach, sondern die des Wellenspiels. Mit einer gewissen Wucht brach als Kontrast der "Faktor" Mensch in Gestalt einer im Leeren sitzenden Figur wieder ins Bewußtsein."
Presseartikel Gabriele Bessler: TEMPO / Translation, Kunstforum, Bd. 157 November-Dezember 2001, S. 355